Lost in Translation
Jenseits der Grenzen der Mensch-Hund-Kommunikation.
Sprichst Du eine Fremdsprache ? Ganz sicher verstehst Du zumindest ein bisschen Englisch. Vielleicht hast Du auch schon mal versucht, eine deutsche Redewendung ins Englische zu übersetzen, und dabei festgestellt, dass das nicht geht. „Nicht alle Tassen im Schrank zu haben“ ergibt als „not having all the cups in the cupboard“ für eine englische Muttersprachlerin einfach keinen Sinn.
Stolpersteine der Übersetzung
Redewendungen sind meist sehr spezifisch für jede Sprache. In ihnen schwingen ganz viele, subtile Bedeutungen mit. Aber auch einfache Begriffe haben sogenannte Konnotationen, Mitbedeutungen, die das entsprechende Wort in der anderen Sprache einfach nicht abdeckt. Und die Diskrepanz wird um so größer, je unterschiedlicher die Kulturen sind, aus denen die beiden Sprachen stammen. Deshalb ist jede Übersetzung sowohl lücken- als auch fehlerhaft. Und zu allem Überfluss spielen bei jeder Übersetzung auch eigene Erfahrungen eine Rolle. Meine Erlebnisse beeinflussen meinen Wortschatz. Insofern ist Übersetzung immer auch eine Interpretation.

Übersetzungen sind immer auch Interpretation.
Stille Post
Hündisch ist eine Fremdsprache für uns. Und sie entstammt nicht einfach einem anderen, menschlichen Kulturkreis, sondern einer ganz anderen Spezies. Wenn wir bereits untereinander so große Schwierigkeiten haben, Bedeutung über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg zu kommunizieren, um wieviel größer sind dann die Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund ?
Wenn wir versuchen, hundliche Kommunikation zu verstehen, nehmen wir in der Regel nur einen Bruchteil aller kommunikativen Signale wahr, die der Hund nutzt. Das führt dazu, dass bei uns nur eine verhackstückte Version der ursprünglichen Nachricht ankommt. Diese Bruchstücke übersetzen wir dann in unsere Sprache, wodurch noch mehr an subtilen Konnotationen verlorengehen. Und zuguterletzt filtern wir, was wir verstanden zu haben glauben, durch die Brille unserer Erfahrungen und Erwartungen.
Und dann glauben wir allen Ernstes, verstehen zu können, was der Hund zum Ausdruck bringen wollte?! Im Vergleich dazu kommt beim Kinderspiel „Stille Post“ mit 20 Teilnehmer*innen am Ende mehr Wahrheit heraus.

Hündisch ist eine sehr komplexe Fremdsprache.
Empathie und Bauchgefühl
Nun mag das so klingen, als ob es vollkommen sinnlos sei, Hunde verstehen zu wollen. Das ist es natürlich nicht. Auch eine noch so komplexe Fremdsprache ist erlernbar. Aber es braucht eben Zeit, viel Zeit. Es braucht Aufmerksamkeit und Konzentration. Und schlussendlich braucht es auch die Bereitschaft, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.
Zwischenzeitlich gibt es aber noch andere Wege, zu verstehen, was ein Hund zum Ausdruck bringen möchte: Empathie und Bauchgefühl. Emotionen und ihr subjektives Pendant, Gefühle, sind universell, zumindest unter Säugetieren, vermutlich jedoch auch weit darüber hinaus. Deshalb ähnelt sich auch das Ausdrucksverhalten, das Mensch und Hund nutzen, um emotionale Befindlichkeiten deutlich zu machen. Und auch, wenn das Ausdrucksverhalten so subtil ist, dass es nahezu unsichtbar ist, nehmen wir doch Eindrücke war, mit denen wir in Resonanz gehen können. Empathie ist etwas, das unter Säugetieren weit verbreitet ist. Im Gegensatz zum Mitgefühl ist Empathie eine automatische Reaktion. Wenn wir ihr vertrauen, verstehen wir den Hund, der vor uns steht, möglicherweise besser und schneller, als wenn wir den Umweg über den Kopf und die Interpretation von Körpersignalen gehen.
Ich bin gespannt, was Du zu diesem Thema denkst. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar.
Deine Biggi
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